Idee

Alois hat sofort protestiert: Das könne man höchstens als literaturwissenschaftlichen Beitrag verarbeiten. Dagegen spricht, das ich auch noch nicht viele passende Ideen hatte (eigentlich wohl drei): Gedichte, die durch minimalste Veränderungen ganz andere Aussagen widerspiegeln. Na, ich sammle ja jetzt für "worträume 2.0". Da könnte das ein Fach werden mit dem Ziel, nebeneinander eine A- und eine B-Version zu veröffentlichen ...  Verfälschende literarische Spiegelungen eben ...

Das Freitagsgedicht (8)

Paradies

Einst wurde das einsame Paar
vertrieben.
Wild wuchern
unbeschnittene Triebe
unbeherrschten Grüns
in den Himmel.
Nirgendwo
eine Eva die
einsamen Schlangen
Gesellschaft gewährte.
Ein knorriger Baum
erinnert sich
vergangener Äpfel.

Wo 
kein Herr
den Frieden danach
stört
wo
jeder Apfel
Erkenntnis bringt
stirbt kein Traum
unter Verwilderndem
wären wir wieder
zurück.

--- grins: alternative 2. Strophe: ---
Wo 
kein Herr
den Frieden danach
stört
wo
kein Apfel mehr
Erkenntnis bringt
bleibt ein Traum

unter Verwilderndem
wären wir wieder
zurück.


Dichtertreffen Poetas del Mundo

Waren es nun 120 Hauptstädte oder 200 Städte, in denen mit gleichem Anliegen gleichzeitig "Poetas del mundo" gestern gelesen haben? Was da in Hohenschönhausen abgelaufen ist, war zumindest ein kleiner Erfolg - klein allerdings nur, wenn man einen großen Saal erwartet hatte. Allen Beteiligten hat es Freude bereitet. Jeder Autor hatte 5-6 Minuten Zeit. Okarina und Klavier spielten eine Rolle, Texte, die zweisprachig, also spanisch und deutsch vorgetragen wurden, viele Vorträge schon vom Feuer der Vortragenden ein Genuss für sich. Wie viele Leute da waren? Am Anfang waren es mehr als 30, zum Schluss vielleicht 50. Keine Ahnung, wer da noch dazu kam und sich mi

Der Pondoplanet - painted by Uschi Gressmann

Der Apfel oder die Äpfel der Erkenntnis?

Bei dem Gedicht, zu dem mich Uschi Gressmann "inspirierte", bleiben blöde Fragen:
Sind drei DIEs hintereinander nun "witzig / spritzig" oder hält man sie eher für schwach?
Klar ließ die eine Eva den einen Adam in EINEN Apfel (der Erkenntnis) beißen. Wenn aber "die Menschheit" handelt, ist dann die grammatikalisch-logische Beziehung besser, dass in viele Äpfel gebissen wird oder lässt man die Metapher von dem einen Apfel, wodurch die drei die nur noch zwei wären?
Paradies

Ein besonderer Beitrag Friedensliteratur ...

Es gehörte zur problematischen Einseitigkeit der Verehrung antifaschistischer Helden, dass sie unter DDR-Vorzeichen eben nur als Helden gesehen werden sollten. Die radikal linke Tageszeitung "junge Welt" veröffentlicht in der WE-Ausgabe als Auszug aus einem Buch einen Text über ein Interview mit einer sowjetischen Scharfschützin im 2. Weltkrieg, bei dem es mir eiskalt den Rücken herunterlief: Wie wenig Mensch lässt ein Krieg auf beiden Seiten der Front zu. Ich wünsche jedem eine Zeit ohne solche Helden (Heldinnen). Aber die Frage ist leider, ob wir ohne solche Helden in eine solche Zeit kommen ...

Festveranstaltung Jose Marti

Man tappt in die Fettnäpfe, die man sich verdient hat.
Eigentlich erfuhr ich erst eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung, worum es genau ging: Die Botschaften der ALBA-Staaten Kuba, Venezuela, Ecuador, Nicaragua begingen gemeinsam eine festliche Gedenkveranstaltung anlässlich des Todestages eben des Dichters und Kämpfers Jose Marti. Der Botschafter Ecuadors war persönlich anwesend, sonst die Kulturattaches o.ä. Und den Salon Venezuela füllendes Fußvolk. Glücklicherweise haben die Lateinamerikaner ein unverklemmtes Verhältnis zum Leben und zur Kunst. Ich bin wohl mit "Ahasver" und "Für Viktor Jara, 1973" nicht schlecht rübergekommen. Und zum Schluss gings auf die Bühne zum gemeinsamen "Guantanamera"-Singen - ist ja schließlich SEIN Lied ...

Jose Marti

Was verstehe ich schon von Jose Marti?
In der Botschaft Venezuelas ist heute ein kleines internationales Lyrikfestival. Ich könnte mich an Bekanntem festhalten. Mein Gedicht für Neruda, das zu Viktor Jara. Das sind die einzigen expressiv auf Lateinamerika bezogenen Gedichte. Aber durch Fukushima aktueller geworden sind die beiden Hiroshima-Gedichte. Ob ich Origami wage? Als fremde Bruderkultur? Noch sind ein paar Stunden Zeit ...

im Vorübergehen

Manches glaubt man erst, wenn es einem wirklich passiert. Diesmal ging es um die bankrotte Krankenkasse, deren Mitglieder sich angeblich komplikationslos eine andere Kasse aussuchen könnten. Ein Mitglied erzählte mir in der Kaufhalle, dass ihre pflegebedürftige Mutter von der dritten Kasse abgewiesen worden sei. Nun wolle sie den Antrag aus dem Netz herunterladen und per Einschreiben einer Kasse zuschicken, damit die schriftlich sich hoffentlich keine Ablehnung wagten. Das beendete sie mit einer verschwörerischen Geste: Da wünschte man sich wirklich die DDR zurück ...

einmal versagt

Schade! Ich fürchte, es gibt keine Regel, um nach eine Niederlage jemanden sicher aufzurichten.
Kaum sagt es man, es war doch NUR eine theoretische Führerscheinprüfung. Die wird wiederholt und dann mit weniger Pech, schon liegt man daneben. Aber dass sich Irene nicht von sich aus gemeldet hatte, war mir ein böses Zeichen. Das macht sie doch sonst immer ...

Spruch des Monats Mai

Den folgenden Spruch, den KD Schönewerk im ND und wert fand, mir zu schicken, versteht wohl nur der altgediente DDR-Bürger, der das dümmste seine alten Zeit in der "neuen" wieder erkennt:

Spruch des Monats Mai 2011

Was alles hab' ich ganz sicher gewußt
und geglaubt an die Weisheit von oben.
Dem einen war's Pflicht schon, anderen Lust,
jeden Schritt als Erfolg hochzuloben.

Heut' lobt man den Markt und lobt auch den Krieg,
hehre Zeit für Freiheitsiniative.
Jedes Wort von oben fügt Sieg an Sieg
und all das ohne Alternative.

kds

Das Freitagsgedicht (7)

   Frida K. 


Zu mit Salz bestreuten Orgasmen 
singen dir Papageien
von Schmerz.
Männer aus unterschiedlichen Zeiten
streuten Samen
zwischen fruchtbare Steine.
Grün ist
mehr Gelb plus Blau.
Um manche Tode
ranken sich Lianen.
Wenn sie reißen,
blutet ihr Saft krassrot
auf grauen Grund
Blinde Affen
schlägst du
in die Flucht.

Autorentrost ...

Die letzte Erinnerungsrundmail für die nächste Prosawerkstatt der Gesellschaft für Neue Literatur beginnt folgender Maßen (Autor: Klaus Berndl):
Liebe Leute,

dreihunderttausend neue Bücher jedes Jahr, allein im deutschsprachigen Raum. 300.000! Da ist es schon klar, daß die Deutsche Bibliothek in Leipzig zur Eröffnung ihres Neubaues gleich den nächsten Neubau ankündigt.
http://www.tagesschau.de/kultur/bibliothek102.html
Aber wenn man sich vorstellt, daß das eigene Buch gegen 299.999 antreten muß ... da kann man eigentlich nur verlieren. Bzw., das relativiert absolut alles, "Erfolg" ebenso wie "Mißerfolg".
Aber damit wird auch das Schreiben selbst zum zentralen Element der Literatur - die Veröffentlichung (dann quasi eine "Aufgabe" des Werkes) verliert an Bedeutung.
Ach, wie gut, daß es Literaturwerkstätten gibt! ;-)

dummer Spruch des Tages

Pilotentrost:
"Machen sie sich keine Sorgen: Ich kann zwar schlecht hören, aber dafür kann ich nicht gut sehen."

Ein "Tweet" für "worträume 2.0"?

danach davor
- um mich
wabert
das nichts
ich erwarte
den knall
und alles
fängt
an
 -
davor danach

Länder übergreifend ...

Durch die Initiative ist das folgende Gedicht aus "worträume" zusammen mit vielen anderen auf der Isla Negra in Santiago de Chile im Neruda-Museum gelandet:

Neruda über mir…

   
Den menschen
brachtest du
das feuer großer worte
an kordillerenfelsen geschmiedet
dem schnabel des kondors preisgegeben
fallen fasern
deines nachwachsenden fleisches
auch
in meinen mund

kläglich quellen sie
zu traurig kleinen gesängen

Das Freitagsgedicht (5) noch einmal bearbeitet (gekürzt)

Vorm tor

wir beide stehn am himmlischen tor
nur du stehst dahinter
und ich steh davor
oder ist es vielleicht eher umgekehrt
und dir wird zu mir
der zugang verwehrt?

vielleicht ist das tor
das im sonnenschein blitzt
der eingang zum ort
wo der teufel sitzt
und bin das nun ich
oder bist es du
erfahren wir erst
ist das tor nicht mehr zu

"schluss" aus "Der Raum der Spiegel" im Lyrikband "worträume"

vergeblich
die grim(m)assen

letzte tränen waschen
schützende schminke
aus gegerbtem gesicht
tropfen
in züngelnde flammen

farben
des grillfeuers
verweigern sich
schmeichelndem reim

auf der kannibalenfeier
schlucken hungrige
noch
ihren speichel
bald werde ich
gar sein

Woran misst man Erfolg?

Das stärkste Gefühl gestern war das Frieden. Das Wetter war eindeutig gegen unsere Friedens-Kultur-Mahnwache. Und es gab auch keinen großen Auflauf wie bei einem "Event". Die meisten Menschen liefen wie üblich vorbei. Allerdings gab es viele wohlwollende Leseblicke und Zeichen der Zustimmung. Diesmal konnte ich nämlich nicht pünktlich beginnen, weil nicht sofort alle "Standbetreuer" erschienen waren. Und da gab es einen, der fragte dann auch ganz direkt, was wir uns von unserem allwöchentlichen Auftreten versprächen: Einfach gesagt, halte ich es in einer Welt der Vereinzelung für wichtig, dass gerade gegen das Dauerfeuer der Medienverdummung sichtbar wird, dass die, die noch menschlich geblieben über Zusammenhänge Nachdenkenden eben nicht allein sind.
Betroffen war ich etwas, dass "Mein 11. September" eben richtig erklärt werden musste, weil die irritierten jungen Leute mit dem 11. September 1973 in Chile nichts anfangen konnten. Jetzt können sie es ...

Guten Morgen, Montag ...

Dass mir das einmal passieren würde ...
Direkt angesehen habe ich mir von dem Pomp der britischen Thronhochzeit natürlich nichts, aber der Gedanke verfolgte mich dann bis in die Gedichtvorlagen. Da verknüpfte er sich allerdings mit schon angestaubten Nachrichten von jenen arabischen Hochzeiten, bei denen vorbei fahrende Besatzer das Freudensalut für einen Angriff hielten, den sie "angemessen" beantworteten:

Ich war Hochzeitsgast

Ich werde es heute bei der "Kulturmahnwache" de "Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg" auf dem Alexanderplatz vorstellen.